End-to-End Digitalisierung eines Baumittelständlers
Die Steuer Tiefbau GmbH ist ein innovatives, mittelständisches Bauunternehmen, das sich im Rahmen der RG-Bau Beschäftigungsstudie als "Leuchtturm-Unternehmen" für eine erfolgreiche digitale Strategie herauskristallisierte. Die Firma verwendet aktuelle Technologien sowohl im Büro als auch auf der Baustelle, so dass zwei Prozesse im Fokus stehen: zum einen die generelle Digitalisierung von Organisations- und Büroprozessen, zum anderen die Digitalisierung der Baustelle mit Hilfe von Bauwerksmodellen und entsprechender Hardware auf der Baustelle. Das Bauunternehmen hat kein separates BIM-Team; dennoch werden öffentliche Aufträge im Tiefbau modelliert und für Maschinensteuerung, Aufmaß und mobile Geräte bereitgestellt. Schon jetzt ergeben sich dadurch erhebliche Zeit- und Kostenvorteile.
Die Ziele der digitalen Strategie
Grundsätzlich ist das Ziel der Steuer Tiefbau GmbH zu 100 Prozent digital zu werden. Intern funktioniert das jetzt schon sehr gut. Lediglich für die Kommunikation mit externen Partnern ist der Gebrauch von Papier noch erforderlich, zum Beispiel beim Versand von Rechnungen und Aufmaßen an die Partner. Mittelfristig will das Unternehmen wesentlich mehr Baugeräte mit Sensorik ausstatten, damit eine End-to-End Digitalisierung des Geschäftsmodells realisierbar wird. Kern dieser End-to-End Digitalisierung ist, dass Daten digital an einem Ort erfasst und gespeichert werden und dann von verschiedenen Geräten abgerufen, benutzt und geändert werden können. Dafür hat die Steuer Tiefbau GmbH in eine Private Cloud-Lösung investiert. Mit ihr ist es möglich Daten von beliebigen Endgeräten abzurufen. Mehr noch: in dieser Private Cloud-Lösung können Rollen definiert und auch externen Stakeholdern bereitgestellt werden. So kann beispielsweise der Kunde auf Bilder zum Baufortschritt zugreifen und Ingenieure Aufmaße und Pläne mit einem eigenen Nutzeraccount herunterladen und einsehen. Zudem wird jeder Mitarbeiter, vom Bauhelfer über Polier zum Bauleiter, mit einem mobilen Endgerät ausgestattet. Über eine spezielle Software können sie dann zu jedem Projekt Daten wie Arbeitszeit, Geräte, Material, Bilder und Nachunternehmer erfassen.
Die Einbindung der Mitarbeiter
Um den anfänglichen Digitalisierungsschock zu überwinden, den die Einführung der digitalen Zeiterfassung ausgelöst hatte, gab es eine vierwöchige Übergangszeit. Während dieser Zeit, waren die Mitarbeiter aufgefordert, Schwachstellen und fehlende Informationen im System zu melden. Anschließend wurde in einem gemeinsamen Workshop die Datenbank entsprechend der Anforderungen der ausführenden Mitarbeiter aufgesetzt. Aufgrund der intuitiven Bedienung der mobilen Applikation waren keine zusätzlichen Softwareschulungen nötig. Bestehende Kompetenzfelder mussten nicht erweitert werden, da neue Kompetenzen durch das Know-how der nächsten Familiengeneration im Unternehmen abgedeckt werden.
Die Chancen der Digitalisierung
Die Chancen der ersten Digitalisierungsschritte sieht das Unternehmen in einer deutlich verbesserten Planbarkeit, Transparenz und Effizienz seiner Baustellen. Der Aufwand für die Vorplanung ist zwar höher, dafür kann das Unternehmen aber auf der Baustelle, in der Wertschöpfung, effizienter und professioneller auftreten.
- © Ute Juschkus, RKW Kompetenzzentrum / RKW Kompetenzzentrum – 20160603-Baustelle.JPG
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