Erst Planen dann Bauen
Mit BIM wird vor Baubeginn wesentlich detaillierter geplant. Regelmäßig werden Fachmodelle und auch die Bauausführungsplanung im Koordinationsmodell zusammengeführt und auf Widersprüche und Kollisionen geprüft. Auch Änderungswünsche der Bauherren können in der Planungsphase visualisiert werden. Die Veränderungen bei Bauzeit und Kosten können relativ leicht ermittelt werden. Arbeitspakete und Abläufe in Bauprojekten ändern sich deutlich.
Mehr Kooperation, Kommunikation und Transparenz
Bereits in der Planungsphase arbeiten die Akteure im Bauprojekt kooperativ zusammen. Die aus der Planung mit BIM für die Ausschreibung von Bauleistungen erstellten Leistungsverzeichnisse sind deshalb schon sehr dicht an der Realität nach dem Bau. Das Erlösmodell, billig anzubieten und Gewinne über Nachträge zu erzielen verliert an Bedeutung. Um dauerhaft in BIM-Projekten mit bauen zu können, ist die Fähigkeit zur Kooperation unerlässlich.
Doch was müssen Ihre Mitarbeiter können oder lernen, damit Ihr Unternehmen künftig in BIM-Projekten tätig werden kann?
Digitale Fitness:
Als Digitale Fitness wird ein fundamentales Wissen um technologische Möglichkeiten und Einsatzbereiche von digitalen Technologien bezeichnet. Sie wird immer dann gebraucht, wenn die Mitarbeiter mit neuen Geräten und Technologien konfrontiert werden.
Digitale Fitness heißt:
- Interesse und Offenheit gegenüber der Digitalisierung,
- grundlegendes Wissen über deren technologische Möglichkeiten,
- transferfähigkeit sowie Sensibilität in Bezug auf rechtliche Rahmenbedingungen.
Auf der Baustelle bedeutet das zum Beispiel neben einer gewissen IT-Affinität und Neugier an technischen Innovationen auch die Nutzung von Smartphones, Drohnen oder 3D-Scannern und auch der Einsatz von AR- und VR-Brillen als Entscheidungshilfen für Bauherren. Nicht nur bei älteren und gewerblichen Mitarbeitern gibt es hier oft Qualifizierungsbedarf. Doch digitale Fitness lernt man nicht in einer einwöchigen Schulung, sondern nur durch tägliches tun.
Unser Tipp:
Auch wenn Sie heute noch nicht an die Einführung von BIM denken, sollten Sie digitale Technologie in Ihrem Unternehmen auf breiter Basis einführen und nutzen. Sie entwickeln damit die digitale Fitness Ihrer Mitarbeiter und gestalten Ihre Prozesse effizienter.
Grundlegende Fähigkeiten und Schlüsselkompetenzen:
Die Einführung von und die Arbeit mit BIM setzt bei allen Beteiligen auch Lernbereitschaft, Innovationsfähigkeit und die Fähigkeit zur intensiven Zusammenarbeit voraus. Doch das Wichtigste ist tatsächlich: Sie müssen offen und kooperativ sein. Das braucht es allein schon, um den eigenen Planungsstand mit anderen am Projekt Beteiligten zu teilen. Spätestens bei der Kollisionsprüfung muss sich auch der eigenbrötlerischste Fachplaner in die Karten schauen lassen.
Offen und kooperativ sein, das gilt für die einzelnen Mitarbeiter aber auch für das gesamte Unternehmen. Sie werden erleben, dass sich mit und für BIM die Unternehmenskultur verändern muss und letztlich auch verändert. Hierarchische Strukturen und Konkurrenzdenken erweisen sich schnell als kontraproduktiv. Agilität und Kommunikationsfähigkeit, Eigenverantwortung und Selbstorganisation, Kooperation und Teamfähigkeit, Entscheidungsspielräume und eine positive Fehlerkultur sind für BIM sehr wichtig. Das müssen nicht nur die Mitarbeiter sondern auch das Unternehmen als Ganzes lernen und leben. Nur dann funktioniert das auch im der Zusammenarbeit mit den Partnern im BIM-Projekt.
Unser Tipp:
Auch wenn Sie heute noch nicht die Einführung von BIM planen. Überprüfen Sie sich selbst, Ihr Führungsverhalten und Ihre Unternehmenskultur. Ermutigen und befähigen Sie Ihre Mitarbeiter zu eigenverantwortlichen, kommunikativen und kooperativen Arbeitsweisen.
Fachkompetenzen vs. BIM-Kompetenzen:
Die gute Nachricht ist: Die Einführung der BIM-Methode macht Fachkompetenzen keineswegs entbehrlich. Alle Beschäftigten müssen weiterhin über ihre jeweils berufsspezifischen Kompetenzen verfügen. An den berufstypischen Grundqualifikationen von Bauingenieuren, Architekten, Bautechnikern oder Baufachkräften wird es keine Abstriche geben. Hinzu kommt jedoch aufgaben- und rollenspezifisches BIM-Wissen. Alle Beschäftigten benötigen künftig ein auf ihre jeweilige Arbeitsaufgabe zugeschnittenes grundlegendes Verständnis von BIM.
In folgenden spezifischen Rollen ist eine gründliche Qualifikation unerlässlich:
BIM-Modellierer/ -Konstrukteur/ -Autor:
Die Rolle des BIM-Modellierers umfasst aber mehr als traditionelle Planungs- und Dokumentationsaufgaben, wie sie von Fachingenieuren oder Bauzeichnern übernommen werden. Der BIM-Modellierer erstellt darüber hinaus BIM-Fachmodelle in einer freigegebenen BIM-Software für die eigenen Planungsaufgaben und für die abgestimmten BIM-Anwendungsfälle in direkter Absprache und Zusammenarbeit mit dem BIM-Koordinator. Er leitet aus dem BIM-Fachmodell 2D-/ 3D-Pläne für die herkömmliche Dokumentation und den üblichen Umgang mit der Planung ab. Er generiert Exportdateien für die BIM-Koordination und ist zuständig für die Übernahme der Planung anderer in die eigene BIM-Softwareumgebung.
Der BIM-Modellierer, soll 3D-Modelle erstellen können. Er muss sich also mit BIM-fähiger Software vertraut machen, damit Informationen, die er an das Modell anheftet, auch von anderen Fachdisziplinen genutzt werden können. Er sollte Verständnis dafür erwerben, welche anderen Fachdisziplinen das Modell nutzen und welche Anforderungen damit verbunden sind.
BIM-Koordinator:
Der BIM-Koordinator stimmt auf der Planer-Seite und/ oder auf der Seite der Ausführenden die Erstellung des Gebäudemodells oder von Teilmodellen ab. Er führt innere Kollisionsprüfungen zur Qualitätskontrolle durch und regelt den Datenaustausch mit den anderen Beteiligten und dem Auftraggeber. Der BIM-Koordinator kann zwei Koordinationsfunktionen innehaben.
Als Generalplanerleitet er BIM-Projektüberprüfungen und Koordinationsbesprechungen. Damit ist er ein „Informationsmanager“, löst Probleme und koordiniert die Tätigkeiten der Kolonnen auf der Baustelle. Er verantwortet den Ablauf des Projekts, sowohl auf der Baustelle als auch im virtuellen Modell. Dies beinhaltet auch, dass der Austausch der Dateien für ein BIM-Projekt komplett und verlustfrei verläuft.
Als Fachkoordinator ist er zuständig für die Koordination der Gewerke. Er verantwortet die Modell-Qualitätskontrolle und -sicherung bei den Projektteams sowie das Abwickeln weiterer Kontrollfunktionen. Für die Haustechnik bedeutet dies beispielsweise, dass er die Durchbruchsplanung und die Planung für Systemmontage und -wartung abstimmt.
Auch der BIM-Koordinator muss fit im Umgang mit BIM-fähiger Planungssoftware sein. Hinzu kommen umfassende Kenntnisse zum Datenaustausch zwischen den Tools der einzelnen Projektbeteiligten, zum Dokumentenmanagement und zum Durchführen von Kollisionsprüfungen und diversen Tests und Abfragen anhand Koordinationsmodells.
BIM-Leitung/ -Manager/ Informationsmanager:
BIM-Leitung bzw. BIM-Manager tragen die strategische Gesamtverantwortung für BIM auf der Ebene der Bauprojektleitung einerseits im Bauunternehmen und andererseits auf Ebene des Gesamtprojekts. Er begleitet ein Projekt meist nicht nur während Planung und Bau, sondern auch darüber hinaus und koordiniert die Einhaltung des BIM-Abwicklungsplans und der Datenlieferung. Auf der Auftraggeberseite definiert er gemeinsam mit dem Auftraggeber Informationsanforderungen, die in einem BIM-Lastenheft festgehalten werden. Der BIM-Manager hat die Aufgabe, die Einhaltung der Vorschriften dieses Lastenhefts durch den Auftragnehmer zu prüfen und den Bauherrn zu beraten. Auf der Auftragnehmerseite liegt der Fokus des BIM-Managers auf dem konkreten BIM-Modell. Er kann zum Beispiel mit der Kollisionsprüfung beauftragt werden. Die Kollisionsprüfung vergleicht (teil)automatisiert den Inhalt (Bauteile und Parameter) verschiedener Modelle miteinander. Sie kann zur Verifizierung von Planungen, zur Abstimmung unter Planungsbeteiligten und zur Plausibilitätsprüfung genutzt werden. Darüber hinaus ist er oft für die Bereitstellung und Koordination der passenden IT-Kapazitäten für die Abwicklung der Projekte in den Unternehmen zuständig.
Der BIM-Managerbenötigt umfassende organisatorische und technische Kompetenzen in den Bereichen Bau, Projektmanagement und IT.
BIM-Experten sind Mangelware. Sie können sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Wenn BIM erst richtig boomt, finden wahrscheinlich kurzfristig keine passende Fachkraft.
Unser Tipp:
Kümmern Sie sich rechtzeitig um die Suche nach passenden Fachkräften. Doch ein BIM-Experte ohne BIM-Projekte ist wie ein Fisch ohne Wasser. Wenn Ihr BIM-Experte eingestellt ist, gibt es kein vertun. Dann sollten Sie direkt mit der schrittweisen Einführung vom BIM beginnen.